21. Nov 2023
Konzerterlebnis mit der Stadtmusik in der Johanneskirche
Das Ensemble musiziert bei der Feierlichen Abendmusik auf höchstem Niveau
Bei der Auswahl der Stücke für die Feierliche Abendmusik hat Stadtmusikdirektor Marc Lutz viel Fingerspitzengefühl bewiesen. Mussten die Werke doch der Atmosphäre einer Kirche, dem Können der Ensemblemitglieder
sowie dem Musikverständnis des Publikums gerecht werden. Dass dies hervorragend gelungen ist, bewies der anhaltende Schlussbeifall der Zuhörerinnen und Zuhörer, die einen großen Teil der Kirche füllten.
Längst ist bekannt, dass die Bad Saulgauer Stadtmusik auf einem weit überdurchschnittlichen Niveau spielt. Zu welchen technischen und interpretatorischen Höhenflügen die einzelnen Instrumentalregister imstande sind, zeigte der Schwierigkeitsgrad der Stücke, die zu einem guten Teil aus der Gesangs- und Chorliteratur stammten und für Blasorchester eingerichtet wurden.
Am Beginn stand, jahreszeitlich angemessen, die von Richard Strauss verfasste Vertonung des Gedichts ,“Allerseelen“ aus der Feder des Österreichers Hermann von Gilm. Bereits hier wurde deutlich, wie perfekt das Ensemble den Wechsel Tonvolumens beherrscht. Von überbordendem Fortissimo ebbten die Töne kaum merklich ab, bis die Instrumente sich zu harmonischem Musizieren vereinigten. Die Folgestücke, Jan van der Roosts „Et in Terra Pax“ und „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy erinnerten an die augenblicklich durch brutale Gewalt scheinbar aus den Fugen geratenen Welt. Komponist van Roost betonte die inständigen Bitten um Frieden durch markante Allegro-Passagen sowie einen Sprechchor ähnlich dem gregorianischer Mönchsgesänge, den Ensemblemitglieder intonierten. Bei Mendelssohn vermittelten Bässe die düstere Stimmung, aus der Hoffnung auf Frieden keimte. In seiner Ansprache betonte Dekan Peter Müller, wie wichtig das Bemühen jedes Einzelnen um Frieden ist. Ob im privaten oder im beruflichen Bereich, bei Ungereimtheiten sei es erforderlich aufeinander zuzugehen, einander zu umarmen und so einen Beitrag zum Frieden in der Welt zu leisten. Aus der Opernliteratur von George Bizet stammte das „Perlenfischer-Duett“ mit seinen liedhaften, von Querflöten umspielten Passagen.Vor Temperament strotzend präsentierten sich die „Dramatic Tales“ des Komponisten Markus Götz, denen Sagen aus der Moorlandschaft um Todtmoos zugrunde liegen. Sie präsentierten lautmalerisch das Drama um giftige, für den Menschen lebensgefährliche Dämpfe, die aus dem Moor aufstiegen, sowie um den Tod eines Holzfällers, der beim Schlagen einer Tanne starb. Am Ort des Dramas erschien darauf die Muttergottes, was den Ausschlag zu einer berühmten Marienwallfahrt gab. Der Strudel der Ereignisse forderte vom Ensemble ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, gab es doch zuhauf vertrackte Einsätze und wechselndes Tonvolumen.
Auf das teils furiose Aufbäumen der Instrumente folgte lyrisch breites Musizieren mit Soli von Querflöte und Tenorhorn. Zugrunde lagen die Träume eines Kindes, das am Fenster schlafend das „Flüstern des Mondes“ erlebte. Ein wundersames, ausdruckstarkes musikalisches Epos.
Das letzte Stück des Programms, „Gabriellas Sang“, stammt aus dem 2005 entstandenen schwedischen Kinofilm „Wie im Himmel“. Es zeichnet das Schicksal einer mit einem gewalttätigen Ehemann verheirateten jungen Frau nach, die für Freiheit und Selbstbestimmung kämpft. Ein sehr melodiöses Werk, bei dem sich homogenes Musizieren zu großen Tongemälden aufschwingt.
Am Ende der mitreißend musizierten Abendmusik stand die Zugabe „Großer Gott, wir loben dich“, ein Lied, in dem das Publikum Gott die Bitte um Frieden in der Welt nahebrachte.
Text und Fotos: Monika Fischer