22. Okt 2021
Der neue Musikdirektor Marc Lutz und seine Musikerinnen und Musiker von der Stadtmusik Bad Saulgau haben am vergangenen Samstag im Stadtforum schlichtweg an ihren Instrumenten brilliert. Die großartige Auswahl der Stücke, kombiniert mit hervorragender Präsentation des Orchesters – die vielen Zuhörer bereuten keine Sekunde ihres Konzertbesuches. Wenn überhaupt, einzigster kleiner Wermutstropfen – die Feierliche Abendmusik der Stadtmusik Bad Saulgau, und genau dieses Konzert am letzten Samstag, hätte in den heiligen Räumen der St. Johannes-Kirche noch intensiver wirken können. Corona war leider dagegen.
„Elsa´s procession to the cathedral“ aus Richard Wagner´s Oper „Lohengrin“ und „Schafe können sicher weiden“ aus der Jagdkantate 208 von Johann Sebastian Bach – Intonation und Dynamik, nicht gerade die Spezialdisziplinen bei vielen Blasorchestern, waren geradezu auf einem guten Weg zur Pefektion. Die Handschrift des „neuen Maestro“ Marc Lutz am Dirigentenpult der Stadtmusik war klar und deutlich erkennbar. Mit einer sehr schönen, bisweilen sogar emotionalen Ansprache, hat Dekan Peter Müller doch noch das Flair von Geistlichkeit und Gotteshaus in´s Stadtforum transportieren können.
Die berühmte Stecknadel fallen hätte man hören können beim „Adagio“ von Gustav Mahler, wahrscheinlich einem der wichtigsten Komponisten der Spätromantik. Ausgeglichenheit in den verschiedenen Registern, hervorragende Wechselwirkungen zwischen filligranen Holzbläsern und gewichtigen Blechblasinstrumenten und ein mit hervorragenden Könnern besetztes Schlagzeugregister – die oft fälschlicherweise zitierte Begrifflichkeit der „symphonischen Blasmusik“ hatte hier mit Marc Lutz und seinen Protagonisten einen Volltreffer gelandet.
Weg vom über 60köpfigen Gesamtorchester präsentierte sich ein Saxophon-Ensemble in bester Spiellaune mit dem argentinischen Tango „Oblivion“, einer musikalischen Mixtur aus Mystik und Sünde, Verführung und Zurückweisung, Anziehung und Grausamkeit sowie Rhythmus und Erotik – ein gewagtes, aber äußerst gelungenes Unterfangen. Und daß bestens geschulte Blasmusiker nicht auch gleichzeitig und zwingend talentierte Sängerknaben sind – die Mönchsgesänge bei „Lebuinus ex Daventria“ haben es vermutlich zutage gefördert. Aber, zurück an ihren Instrumenten, wurden im Gesamtorchester vor allem die rhythmischen Herausforderungen mit dauernd wechselnden Taktarten sensationell gemeistert.
Noch ein kleiner Unterschied zu vielen anderen Aufführungen und Orchestern: die Stadtmusik Bad Saulgau verzichtet auf die Verpflichtung von externen Solisten von irgendwoher, auch solche Passagen im Repertoire werden von eigenen Aktiven übernommen, namentlich von Stefan Wohlwender an der Trompete und Joachim Schiller am Tenorhorn bei „Morricone´s Melody“ aus dem Film „The Mission“ mit der Filmmusik „Gabriel´s Oboe“.
Musikdirektor Marc Lutz und seine Stadtmusik haben eine wunderbare Visitenkarte abgegeben mit feinster Blasmusik auf höchstem Niveau. Das Publikum freut sich schon heute auf das Neujahrskonzert am 02. Januar 2022 im Stadtforum in Bad Saulgau.